02.09.2020
Klappe und Action! Einmal Influencer sein – und wieder zurück
Ich sitze in meinem Dachbodenbüro und will eigentlich die Windows-Oberfläche – Dateien von „Schnitzeldiät“ bis „Lohnabrechnung“ – aufräumen. Stattdessen klicke ich mich durch Youtube. Und öffne ein Video, das mich unweigerlich in seinen Bann zieht. In einer ausverkauften Halle hastet ein hysterisch lachender Anzugträger über die Bühne; er klatscht rhythmisch in die Hände. Auf seinem Kopf thront ein Zylinder mit dem aufblinkenden Schriftzug „Power“. Der Business-Tarzan fängt an zu tanzen – kenne ich aus dem Rhodos-Urlaub, müsste ein Sirtaki sein. Er breitet die Arme aus und brüllt ins Publikum: „Ich lebe heiter, fröhlich und leicht.“ Seine Jünger stimmen im Chor mit ein. Zum Abschied spritzt er die Reihen mit einer Super Soaker nass. Sie danken es ihm mit einer Laola-Welle.
Ich lese, dass der Typ mit seinen erweckenden Sessions Millionär geworden ist. Wirklich? Das kann ich auch: betörende Appelle, eine Prise Witz, unterlegt mit verruchten Hüftschlenkern. Mir kommt eine Idee. Ich gehe rüber ins Schlafzimmer und reiße den Kleiderschrank auf. Ich greife mir eine rote Satinkrawatte, laufe mit ihr zurück, drücke sie auf dem Schreibtisch platt und kleistere mit dem Edding vertikal „Feuer frei!“ darauf. Ich stecke sie mir an den Hemdkragen. Nun noch den Regenschirm aus dem Ständer und die Sternensonnenbrille aus der Faschingsschublade. Auf Youtube fahnde ich nach dem Motivationssong meiner Wahl: „Elton John – I´m still standing“ Ich platziere das Smartphone in ein Regal über dem Computer und rufe die Videofunktion auf: „Record.“
Aus dem Stand beschleunige ich in den fünften Gang. In Blues-Brothers-Manier schwinge ich den Schirm, an beiden Enden fest im Griff, von Seite zu Seite und zelebriere den Running-Man, bei dem man auf der Stelle vorwärts marschiert. Dazu ein galaktisches Dauergrinsen. Nach dem Drei-Minuten-Exzess keuche ich wie ein Kettenraucher. Ich ziele mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm und stammle das Mantra: „Du kannst es auch schaffen. Im Versicherungsbüro Taxing kannst du… alles werden.“ Ich erzähle etwas von Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit und leidenschaftlich gern geleisteten Überstunden, huste zwischendurch den Staub aus der Lunge. Ich packe mir die Gummibärenschüssel, schleudere den Inhalt in die Luft und lasse die possierlichen Tierchen auf mich niederprasseln. Mit der Eleganz einer Sumpfschildkröte schnappe ich nach den gelben Exemplaren, erhasche leider keins und plädiere: „Du musst es nur wollen – dann fliegen dir die Goldstücke von alleine in den Mund.“
Abschließend formuliere ich eine Hausaufgabe: „Von Vollkasko bis Zahnzusatz – ich liebe Versicherungen! Mit diesem Satz startet ab jetzt jeder von euch in den Tag. Und bevor ich es vergesse: Könnte jemand im Baumarkt Kohle besorgen? Ich habe da eine kleine Mutprobe vor.“ Ich zwinkere ermutigend in die Kamera. Okay, zugegeben, ein paar Schönheitsfehler, trotzdem poste ich den Clip in der Whatsapp-Gruppe „Team Taxing“. In den darauffolgenden Minuten ernte ich dafür: „Da würde selbst Chuck Norris weinen“, „Haben die drei Licher Pils im Hintergrund geschmeckt?“ und ein Äffchen, das sich die Augen zuhält. Der Rausch lässt schlagartig nach. Ich klicke auf das Kreuzchen. Das Video ist gelöscht. „Sorry. Nie passiert, Leute.“ Vielleicht sollte ich zukünftig einfach authentisch bleiben; oder einen seriösen Coach engagieren. Was ich im Rahmen dessen steuerlich absetzen kann, weiß mein kompetenter Steuerberater Roland Wilm.
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