02.08.2021
Angela und die Mumie – Bereit für das erste Semester?
Meine Frau kann dem morbiden Charme dieser Dame nicht widerstehen. Während ich der Doku nur mit einem Ohr folge, raunt sie vor sich hin: „Die chinesische Marquise von Dai, faszinierend.“ Eine solch verheißungsvolle Stimmfarbe erlebe ich selten bei Angela. Ich versetze sie mutmaßlich kaum noch in Wallung. Dann doch eher jene Marquise – eine Mumie, im 2. Jahrhundert vor Christus eingewickelt: „Jahrtausende nach ihrem Tod wurde in ihren Adern Blut gefunden, die inneren Organe waren in einem erstaunlichen Zustand, ihre Gelenke beweglich, die Haut elastisch“, wiederholt Angela den Sprecher.
In der Nacht wälzt sie auf dem Smartphone sämtliche Seiten zwischen Schliemann, Ötzi und Atlantis. Ich vermute dahinter ein kurzes Intermezzo; doch am Frühstückstisch verkündet sie, den „archäologischen Spuren“ näher kommen zu wollen, gerne durch ein Studium. Ich starre auf mein Brötchen, das plötzlich groteske Furchen eines verwesten Schädels annimmt. Am Wochenende sei Tag der offenen Tür an der Universität. Da wolle sie hin. Immer mal wieder hatte sie in der Vergangenheit gehadert, nicht studiert zu haben. Stattdessen absolvierte sie eine Lehre als Automobilkauffrau und wummert seitdem klangvoll Mini-Cooper-Türen vor den Augen potenzieller Kunden zu.
Am Samstag fragt sie unseren Sohn, ob er auch mitkommen möchte. „Nein, ich weiß ja, dass ich Design studieren werde“, gibt sich Luca abgezockt. Wir fahren alleine. Das Event ist gut besucht. Vor allem von Teenagern. Wir schlendern auf der Suche nach dem Fachbereich Archäologie an „Girls-Power“-Plakaten (Ist damit auch Angela gemeint?) und molekularem Käsekuchen (Lebensmitteltechnologie kann man hier auch studieren) vorbei. In einer kargen Ecke dann auf einem Schaukelstuhl: Prof. Zartjammer. Ein Mann mit hohlen Wangen, öliger, schlaffer Haut, langen Fingernägeln und Bienenstockbart. Der fleischgewordene Knochenfund wärmt seine Schenkel mit einer Decke, auf der das Konterfei von Tutanchamun prangt. Neben ihm entrollt sich auf einem Tisch eine Rennbahn aus Filz. Am Start scharren fünf Gespenstschrecken mit den Hufen. Wer auf die richtige setzt, gewinnt ein Ausgrabungs-Kompendium, das aus einer angestaubten Glasvitrine frohlockt.
Angeekelt wendet sich meine Frau ab. Ich wiederum schenke dem eigenwilligen Alten, der wirkt, als habe man ihm zu Wohnzwecken einen Kipp-Sarkophag in den Audimax gebaut, Beachtung. Und tippe auf Schrecke Nr. 3: Troubadour. Der Professor erhebt sich gemächlich und schiebt das Wändchen vor den Sechsfüßlern nach oben. Und tatsächlich: Troubadour windet sich nach zwei Minuten als erster ins Ziel! Ich drehe mich feierlich um, und erblicke: niemanden. Ich biege meinen Hals weiter. Dann sehe ich, wie Angela sich am Stand der Mediziner verlustiert.
Das markante Kinn ihres Gesprächspartners hängt ihr tief im Gesicht, seine mokkabraunen Augen wollen sie als Studentin gewinnen. In der Hand hält er eine Fernbedienung, mit der er die Ausschnitte einer Operation vor- und zurückspult. Ich laufe zu ihr, zupfe sie am Ärmel und mache sie auf den Grund des Ausflugs aufmerksam: „Du wolltest doch Archäologie studieren?“ „Ich glaube, ich werde Gasthörerin und schnuppere überall mal rein“, ignoriert sie meinen Hinweis. Derweil von hinten lautes Winseln: „Ihr Komenpendium, ihr Kompendium!“ Zum Glück entdecke ich zufällig an einem Eisstand Roland Wilm. Ich stehle mich zu ihm. Niemand braucht ein Kompendium, wenn er spannende Steuernews erfahren kann, etwa zu den aktualisierten Aussagen des Finanzministeriums zur steuerlichen Anerkennung von Bewirtungskosten…
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