Mehr als die klassische Steuerberatung

11.11.2019

Bares für Bizarres – Mein Nachbar und sein seltsames Gespür für Kunst

„Potthässlich“, raune ich meiner Frau zu. Zwischen kreuz und quer austreibenden Rosenzweigen residieren zwei apricotfarbene Papageien; einer sitzt etwas weiter oben als der andere; sie kippen ihre Köpfchen zueinander, aus ihren winzigen Äuglein schimmert primitives Begehren. Ein pompös geschwungener Griff rundet das kitschige Gebaren ab. Meine Frau hatte am anderen Ende des Dachbodens Playboy-Hefte aus den 80ern sortiert; jetzt klebt auch ihr Blick an der Vase: „Die haben wir damals in Indien gekauft. Auf einem Basar in Kalkutta. Kannst du dich erinnern?“ Kann ich nicht. So oder so; Staub, Risse und balzendes Federvieh lassen mir keine Wahl: Der Augenaffront muss aus dem Haus verschwinden. Meine Frau teilt diese Meinung: „Die nehmen wir mit zum Flohmarkt.“ 


Eisiger Wind pfeift uns um die Ohren. Mit umso größerer Herzenswärme breiten wir ein buntes Potpourri aus frechem Schnickschnack und kuriosem Krempel aus. Mein Steuerberater Roland Wilm schlendert über das Areal. Er erspäht uns und inspiziert den reich gedeckten Tisch: „Ich hoffe, sie verkaufen ihre Waren nicht mit Gewinnabsicht“, lacht er. „Dann müssten sie die Erträge nämlich versteuern.“ „Von Gewinnen sind wir so weit entfernt wie Balu der Bär von einem stressigen Leben“, scherze ich zurück. Aus Mitleid kauft er ein David-Hasselhoff-Poster mit ansteckbarem Brustflokati. 20 Cent klimpern in unser Döschen. 


Danach erscheint mein Nachbar am Stand. Mit ihm pflege ich eine offene Fehde, seitdem er am gekippten Fenster Posaune geprobt hat. „Muss hier jemand sein Gehalt aufstocken?“, schießt er einen rhetorischen Giftpfeil ab. „Natürlich. Tragen sie zu unserem Glück bei und sichern sie sich diese formvollendete Vase“, deute ich auf den grässlichen Krug aus Fernost. Mehr aus Spaß als aus Überzeugung investiert er die geforderten fünf Euro: „Die stelle ich meiner Oma aufs Fenstersims, die ist ohnehin fast blind.“ 


Wenige Tage später. Ich schaue mit meiner Frau eine Sendung, in der Antiquitätenbesitzer ihre Raritäten feilbieten. Der erste Gast versucht ein Gemälde an den Mann zu bringen. Der vorgebliche Rembrandt wird als Fälschung enttarnt. Anschließend rollt ein ausgestopfter Luchs in den Präsentationsraum. Seinen Schwanz muss er direkt wieder einziehen: „Liefern sie den Kollegen im Streichelzoo ab. Dort findet er mehr Zuspruch“, zischt einer der Händler. Wir gackern vergnügt; aber nur bis zur nächsten Sequenz. Schnitt. Unsere Gesichter laufen binnen Sekunden leichenblass an; die Hüften rücken hilfesuchend zusammen. 


Unser Nachbar tanzt ins Bild. Sein Verkaufsobjekt reckt er stolz wie einen Wimbledon-Pokal in die Höhe: unsere Vase. Seine Vase. Die Händler untersuchen das Gefäß mit Laborlupen; ihre Fingerspitzen betasten das Porzellan, als könne es im nächsten Moment zerbrechen. „Unglaublich. Eine Vase aus der Blütezeit des Jainismus zwischen dem 10. und 15. Jahrhundert.“ Das Bietergefecht endet mit einem Paukenschlag: 10.000 Euro. Wir schalten den Fernseher ab. Stille. Am Tag darauf entdecke ich eine Papageien-Vase auf dem Frühstückstisch. Unter ihr klemmt ein Zettel. „Ein kleiner Trost. Deine Tochter.“ Sie hatte vergessen, das Etikett abzureißen: „Alles muss raus – 2,99 Euro.“ Ich koche mir zwei Eier hart.


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