14.03.2019
Breakfast at Bartholdys – Perfektion geht durch den Magen
Sie treibt mich in den Wahnsinn, diese Familie. Nicht meine eigene. Die Familie der engsten Freundin meiner Frau. Die geleckten, perfekten Bartholdys. Ich versuche zwar auch, mein Leben nach bestem Wissen und – bisweilen – Gewissen zu meistern, doch ich bewahre mir meine Ecken und Kanten, meine milden Übertreibungen, heize etwa dreimal hintereinander mit Corvette-Geschwindigkeit durch den Ortskreisel oder überrasche meine frisch frisierte Frau mit einer Kissenschlacht. Selbst meinen zukünftigen Schwiegersohn David habe ich mittlerweile ins Herz geschlossen, diesen abgeranzten Totengräber.
Am Frühstückstisch mit den Bartholdys. Stefan schneidet seiner Frau Pia ein Brötchen auf. Er schaut ihr tief in die Augen, trotzdem gelingt es ihm, die Schrippe symmetrisch zu teilen. Anschließend bestreicht er das knusprige Ofenerzeugnis mit fettarmer Butter und schmückt es mit einer Scheibe Schinken. Genau so, dass die Wurst keinen Millimeter über den Rand ragt. Er macht das ganz selbstverständlich, denn er liebt seine Frau. Erst einmal stritten sich die beiden, als Pia den Kofferraum falsch belud. Der Verzehr bereitet ihr unerwartete Mühe. Ein Stück des tierischen Belags schafft es nicht auf Anhieb in ihren Schlund. Sie mobilisiert das „Sondereinsatzkommando“, nutzt Daumen und Zeigefinger, um das ehemalige Mastschwein gen Zielgebiet zu manövrieren. „Das kann doch jedem mal passieren, Schatz“, begrinst Stefan ihren Fauxpas. Zwischen seinen fein balsamierten Lippen leuchtet ein schneeweißes Gebiss hervor. Ein Anblick, mit dem Pia gut leben kann, denn er versichert ihr: „Dieser Mann ist kerngesund.“ Ich verdrehe die Augen. Meine Frau tritt mir an den Knöchel. Ihre unausgesprochene Bitte: dieses bizarre Kammerspiel schweigend zu dulden.
Die beglaubigt hochbegabten Kinder der Bartholdys beschreiben ihre Träume. Einer handelt von Opa, der am Mainufer sitzt und angelt. Seine Köder: gelbe Gummistiefel. Ein anderer von Bratpfannen, die über ein Gesicht verfügen und mit den Brauen wackeln. Beide Elternteile lachen emphatisch über diese Skurrilitäten und spekulieren über einen Kunsthochschulbesuch ihrer fantasietrunkenen Nachkommen. Das ungesunde Croissant dient lediglich als Dekoration. Von ihm darf nicht mal „Hamlet“, der trieberlöste Hund der Familie, kosten. Schon seit Minuten glotzt der schüchterne Retriever mit schräg gesenktem Kopf auf das Blätterteig-Leckerli. So groß die Pupillen, so klein der Mut. Hamlet bellt nicht. Nie. Nur wenn „Germany´s Next Topmodel“ läuft, jault er wütend auf und schlägt schraubgelockerte Pirouetten. Seinen vierstelligen Kaufpreis rechtfertigt der studierte Vertrauensvorschüssler trotzdem. Denn er lässt sich herzen wie ein Hirnloser und verleiht Familienfotos mehr Heile-Welt-Charme als Frettchen, Siamkatze oder Antennenwels.
Endlich draußen. Durchatmen. Auf dem Gehsteig läuft uns mein Steuerberater Roland Wilm entgegen. „Ach, die Taxings! Wie geht es Ihnen? Haben Sie gut gefrühstückt?“, begrüßt er uns fröhlich. „Selbstverständlich. Jetzt fahren wir zum Baumarkt, Blumentöpfe kaufen“, wechsle ich das Thema. „Was gibt es Neues in Sachen Steuern?“, frage ich ihn. „Manche Finanzämter versuchen aktuell, bei Werbekunden eine Quellensteuer von 15 Prozent auf Zahlungen an Internetkonzerne einzutreiben“, erwidert er. Spannend. Ich bohre nach Details. Er erklärt sie mir geduldig. Auf sein Fachwissen kann ich mich immer verlassen, genauso wie auf die gute Laune der Bartholdys. Meine Frau zupft mich am Ärmel. „Bis bald, Herr Wilm!“
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