Mehr als die klassische Steuerberatung

20.02.2025

David als Kunstprofessor – eine aberwitzige Lehrstunde in Zillos Museum

Hilda mustert mich mit einem schiefen, stummen Lächeln, von den Haarspitzen bis zu den Zehen. „Sie sind auch einer von Zillos Enkeln?“ „Nun, nach 200 Jahren würde ich mich nicht mehr als Enkel bezeichnen“, erwidere ich überzeugt. Sie legt wieder ihr schiefes Lächeln auf und reicht mir dann das Ahnen-Gästebuch, in das David kurz zuvor in schwungvollen Buchstaben seinen Namen und daneben eine kleine Skizze eines Zylinders gekritzelt hat. Als ich meinen Namen neben den seinen setze, erfasst mich ein Gefühl, als würde ich barfuß einen Schritt in frisches Gras tun, ohne zu wissen, worauf ich trete.

 

Hilda führt uns in einen Raum mit frühen Werken und hebt eine Hand. „Hier sehen wir, wie alles begann.“ Sie erklärt, wie Zillo sich von traditionellen Landschaften löste, sich von Lichteffekten faszinieren ließ und schließlich immer tiefer in dunklere, symbolträchtige Motive eintauchte. Vor uns hängt „Der Nachtsucher“ – eine verhüllte Gestalt, die mit einer Laterne in der Hand durch eine düstere Moorlandschaft schleicht. „Robert, er erinnert mich an dich, wenn du im Nachthemd die Toilettentür suchst“, flüstert David mir zu. Ich verpasse ihm einen eleganten Stoß in die Rippen.

 

Wir gehen zu einem Bild, das mich die Stirn runzeln lässt. Vor meinen Augen entfaltet sich ein opulentes Gelage: Ein langer Tisch, vollgestellt mit Wildbraten, halb geleerten Pokalen und verstreuten Trauben. Edelmänner mit trunkenen Gesichtern lümmeln in tiefen Sesseln, eine Dame mit entblößter Schulter wirft einem Geiger ein kokettes Lächeln zu. „Das ist keine Kunst, das ist eine Orgie mit Farbspritzern“, sage ich. Hilda lacht laut und schüttelt den Kopf. „Ach, mein Lieber, Kunst ist keine Frage der Kultiviertheit, sondern des Fühlens. Sie haben Schwierigkeiten, loszulassen – Ihnen fehlt das unsittliche Feuer!“ Ein sprachloses Staunen überkommt mich.

 

David kommentiert das Gemälde, als habe er kürzlich ein Seminar bei Anselm Kiefer besucht. „Schaut, dieser Pinselstrich – fast impressionistisch, oder? Und die Art, wie er mit Goldtönen Akzente setzt – das hat was von Gustav Klimt!“ „Hast du vorab ein bisschen gegoogelt, um jetzt brillieren zu können?“, frage ich ihn. Hilda mischt sich ein – und weiß es wieder besser. „Zillo hatte eine eigene Art, Licht ins Dunkel zu bringen. Gustav Klimt erwähnt ihn in einem Zitat als Inspiration.“ Ich blicke verwundert von ihr zu David, der stolz wie ein Pfau grinst.

 

„Da hättest du auch drauf kommen können – einen Klimt hast du doch im Arbeitszimmer hängen, Robert“, sagt er. „Aber doch kein Original“, entgegne ich. „Ach? Ich wusste gar nicht, dass Ikea die Kopien künstlerisch erweitert. Scheinbar hatte ich vergessen, dass an deinem ‚Baum des Lebens‘ Köttbullar wachsen.“ Hilda prustet vor Begeisterung und trompetet mich an: „Ihr Schwiegersohn scheint Ihnen in Sachen Kunstkompetenz mächtig überlegen zu sein.“ Ich hebe irritiert die Brauen und denke mir: Zum Glück sind wir die einzigen Gäste.

 

Wir schlendern weiter durch das Museum. Vitrinen zeigen alte Accessoires aus jener Zeit: ein kunstvoll gravierter Silberkamm, ein ledergebundener Schreibkalender mit akribisch geführten Notizen, ein filigran besticktes Halstuch, das einst Zillos Mutter gehörte. „Zillos Eltern waren höhere Beamte“, bemerkt Hilda beiläufig. Ich bekomme eine vage Vorstellung davon, wie diese Familie gelebt haben muss. Ob es wohl Kämpfe gab zwischen dem kleinen, verrückten Zillo und seinen Eltern?

 

Eines der Bilder zieht meine Aufmerksamkeit besonders auf sich: Zillo selbst, umgeben von neun Kindern, die er mit einem liebevollen Blick betrachtet. In seinen Augen liegt eine tiefe Zuneigung – und eine unübersehbare Traurigkeit. „Zwei seiner Kinder haben es nicht geschafft. Sie sind an der Schwindsucht gestorben. Er wollte ihnen mit diesem Bild ein Denkmal setzen“, sagt Hilda leise. Aus seinem Tagebuch geht hervor, dass ihn die Einsamkeit – immer wieder als Sonderling abgestempelt – in zahlreiche Affären trieb. Mit seinen vielen Nachkommen blieb er, so gut es ging, in Kontakt, doch Frieden fand er nie. Unweigerlich muss ich an meine eigenen Kinder denken, die nicht mehr bei mir wohnen. Aber immerhin – sie leben.

 

„Und nun habe ich noch etwas ganz Besonderes für euch.“ Hilda senkt die Stimme. „Was ich euch jetzt zeige, ist exklusiv für Zillos Nachkommen zugänglich.“ Sie geleitet uns eine enge Treppe hinab in den Keller. Was dort auf uns wartete, wird im März gelüftet. Es waren keine Aktenordner, so viel kann ich verraten. Auch wenn ich meine eigenen mittlerweile im Keller aufbewahre – mehrere Dutzend, und jede einzelne Seite von Roland Wilm fein säuberlich geprüft. Dadurch können mir Betriebsprüfungen nichts anhaben. Ein gutes Gefühl.


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