Mehr als die klassische Steuerberatung

11.09.2024

Die falsche Tür – wie ich fast eine neue Praktikantin gewann

Ein verregneter Dienstagmorgen. Ich sitze in meinem Büro und sortiere Unterlagen. Plötzlich schwingt die bereits einen Spalt offenstehende Tür auf, und eine junge Frau tritt ein. „Guten Morgen, ich bin Anna. Ich bin hier für das Bewerbungsgespräch … für das Praktikum“, sagt sie nervös. Ich blinzle verblüfft. Praktikum? Ich habe keines ausgeschrieben. Aber gut, warum nicht. „Äh, natürlich, kommen Sie rein und nehmen Sie Platz“, sage ich und stelle mir vor, wie eine zusätzliche Arbeitskraft den grauen Himmel meiner Bürokratie aufhellt.

 

Anna setzt sich und lächelt überfreundlich. „Sie haben makellos weiße Zähne. Das schafft Vertrauen.“ „Oh, danke. So ein Kompliment bekomme ich nur selten“, antworte ich, während ich mich frage, warum sie gerade meine optischen Vorzüge betont. „Ist es hier immer so ruhig? Weit und breit kein Bohrer zu hören“, setzt sie ihren eigenwilligen Smalltalk fort. „Die Bauarbeiten vor dem Gebäude sind vor wenigen Tagen abgeschlossen worden“, erkläre ich. „Der Lärm war wirklich nervtötend.“ Sie starrt mich an, als hätte ich gerade einen rätselhaften Code programmiert.

 

„Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“, frage ich, um mich als ausgezeichneter Arbeitgeber zu präsentieren. Sie nickt. Ich gehe zur Nespresso-Maschine und wähle eine der koffeinärmsten und damit nervenschonendsten Kapseln: „Whisper of Sylt“. Während der Kaffee läuft, lege ich ein Rocher auf die Untertasse. Als ich ihr das Arrangement anbiete, wiegelt sie ab: „Danke, aber die Schokolade verursacht Karies. Darauf verzichte ich lieber.“ Sie sieht mich an, als hätte sie damit eine besonders kluge Bemerkung gemacht. „Na sicher, kein Problem“, antworte ich verdutzt, nehme das Rocher von ihrem Teller und schiebe es genüsslich zwischen die eigenen Backen.

 

„Was bewegt Sie denn, sich bei mir vorzustellen?“, will ich wissen. „Ich finde es faszinierend, wie Sie Menschen helfen. Auch ich möchte die Welt ein kleines Stück besser machen – mit präzisen Handgriffen und einfühlsamem Zureden.“ Wahrscheinlich bezieht sich „Handgriffe“ auf Vertragsdokumente, und „einfühlsames Zureden“ ist bei unschlüssigen Kunden durchaus hilfreich. Vielleicht werden wir ja doch noch warm miteinander.

 

„Was halten Sie für den wichtigsten Aspekt, wenn man einen Job in unserer Branche antritt?“, frage ich. „Definitiv die Hygiene“, antwortet sie ernst. „Ich achte immer darauf, meine Hände gründlich zu waschen, bevor ich mich jemandem zuwende.“ Nun, es ist tatsächlich manchmal nötig, sich nach einem Kundenbesuch zu reinigen – ich habe schon so manche pizzaverklebte Hand entgegengestreckt bekommen. Aber als erste Priorität?

 

„Das ist ... äußerst lobenswert“, antworte ich und versuche, das Gespräch wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. „Hygiene ist wichtig, aber auch die Fähigkeit, Kunden zu lesen.“ Anna wird etwas ungehalten. „In Ihrem Umfeld von Kunden zu sprechen, klingt sehr kapitalistisch.“ Oha, denke ich, ist sie etwa eine Informantin? Mitglied einer linken Gruppierung, die es auf mich abgesehen hat? Auf ihrem Oberteil sind rote Punkte abgebildet. Heißt sie in Wirklichkeit Karla Marx?

 

Ehe ich meine kriminellen Gedanken weiterspinnen kann, liefert sie das nächste Highlight: „Gibt es hier keine Behandlungen?“ Sie schaut sich skeptisch in meinem Büro um. Behandlungen? Was glaubt sie, was ich hier anbiete? Postraffungen? Thaimassagen? Pediküre?

 

Dann dämmert es mir. „Verzeihen Sie, aber ... Sie wissen, dass Sie hier nicht bei Dr. Bartholdy sind?“ Sie sieht mich für einen Moment entgeistert an. Schließlich wird auch ihr das Missverständnis klar. „Oh nein, ich dachte ...“ Ihre Wangen röten sich vor Verlegenheit. „Es scheint, als hätten Sie sich in der Tür geirrt. Der Zahnarzt ist direkt nebenan. Ich habe mein altes Firmenschild abgehängt und das neue noch nicht angebracht.“ Anna entschuldigt sich halb geschockt, halb erleichtert.

 

Gemeinsam gehen wir zu Dr. Bartholdy und klären den Irrtum. „In Hawaiihemden praktiziere ich nicht. Auch daran hätte man es erkennen können“, meint er und schmunzelt. Ich verabschiede mich von Anna und zwinkere ihr zu. „Falls Sie es sich doch anders überlegen, bin ich jederzeit für ein Gespräch offen.“ „Machen Sie mir die Fachkräfte nicht abspenstig, Taxing“, sagt der Arzt laut lachend und schließt die Tür.

 

Wenn ich noch mal so jung wäre wie Anna, würde ich übrigens ein Praktikum bei Roland Wilm absolvieren. Er kümmert sich fast väterlich um mich und meine Steuern, bringt genau das richtige Maß an Strenge, Weisheit und Warmherzigkeit ein. So lernt man am liebsten – sowohl allgemein als auch in juristischen Angelegenheiten.


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