02.05.2025
Die Farben der Wahrheit – David und ich am Maltisch
„Wenn ihr möchtet, könnt ihr jetzt ein Bild malen“, sagt Hilda. In ihrer Stimme liegt ein unüberhörbarer Nachdruck – beinahe ein Befehl. Noch während die Worte verhallen, ist sie bereits in Bewegung, schreitet entschlossen zur Tür. Mit der Hand auf der Klinke dreht sie sich noch einmal um, hebt die Augenbrauen. Uns ist klar: Wir müssen folgen. Durch den schmalen Flur gelangen wir zur mittleren Tür. Hilda lächelt mit einem Hauch von Verschwörung, drückt die Klinke hinunter und tritt zur Seite, um uns einzulassen.
Vor uns öffnet sich ein kleines, uriges Atelier. Der Raum ist durchzogen von einem sanften, gleichmäßigen Licht, das sich über die Gegenstände legt und sich mit dem erdigen Duft von Leinöl vermengt. Umrahmt von Regalen, in denen sich Skizzenbücher türmen, breitet sich auf einem langen Tisch ein geordnetes Chaos aus: Tontöpfe voller Pinsel, trübe Gläser, metallene Terpentindosen, eine Kiste mit Farbtuben und farbverschmierte Paletten. „Einige dieser Pinsel hat Zillo selbst schon benutzt“, sagt Hilda mit Stolz in der Stimme. Zwei handliche Staffeleien tragen unberührte Leinwände, die still und erwartungsvoll dem entgegenharren, was kommen mag.
Der Stuhl, auf den ich mich setzen soll, fällt mir sofort ins Auge. Er ist schlicht und beinahe bäuerlich gearbeitet. Auf der Rückenlehne prangt ein eingeschnitztes Motiv: ein Bündel wilder Blumen, deren Stängel und Blüten ungeordnet in alle Richtungen ausstreben – als sei nicht Präzision das Ziel gewesen, sondern die reine Freude an der Bewegung. Ich beuge mich hinunter und lasse die Finger über das eingekerbte Holz gleiten. „Setzt euch“, sagt Hilda, während sie einige Farbtuben auf dem Tisch zurechtrückt.
Hinter mir öffnet sich eine Schublade, es rumpelt leise. Dann das Kratzen eines Streichholzes, das Knistern kleiner Flammen, die sich gierig an Dochten festsetzen. „Nur im flackernden Schein der Kerzen, meinte Zillo, könne man die Wahrheit erkennen.“ So habe er oft gearbeitet. Bedächtig stellt sie die Stumpen im Raum auf, während sie uns die Grundlagen der Ölmalerei näherbringt – und knipst anschließend das Licht aus.
Bevor sie hinausgeht, lehnt sie sich mit gespielter Dramatik gegen die Tür und greift nach dem Schlüsselbund an ihrer Jacke. „Zillo wollte außerdem, dass alle, die hier malen, ein halbes Jahr in diesem Verließ miteinander verbringen. Nur so könne wahre Verbindung entstehen. Und deshalb schließe ich euch jetzt ein.“ Adrenalin steigt in mir auf. Beklemmung schnürt mir die Kehle zu. Neben mir schluckt David hörbar.
Hilda tritt aus dem Raum und dreht den Schlüssel langsam, bis er mit einem eindringlichen Klick in die Verriegelung fällt. Sekunden vergehen ... acht, neun. Dann dreht sich der Schlüssel erneut; Hilda steckt ihren Schädel herein und lacht ausgelassen. „Nur ein Spaß. Ich komme in einer Stunde zurück. Malt nun, was euch im Innersten berührt, und nur das!“ Mit einem fröhlichen Klirren ihrer Salamanderarmreife verschwindet sie. „Dieses durchgeknallte Huhn“, murmle ich.
David beginnt, seine Farben vorzubereiten. Ich jedoch blicke etwas verloren an mir herab, mustere meine Hände, den groben Stoff meiner Hose, den Stuhl unter mir. Mit den Fingerspitzen fahre ich über die Lehne. Ich überlege, lausche in mich hinein. Zögerlich greife ich nach einem breitborstigen Pinsel, tauche ihn in ein helles Braun und ziehe die erste Linie. Unsicher. Suchend. Ich schüttle den Kopf, stehe auf, drehe mich um und betrachte den Stuhl – den Schwung der Lehne, die Maserung des Holzes. Dann setze ich mich wieder und zeichne weiter, wage mich an die feineren Pinsel. Strich für Strich, Form für Form. Immer wieder drehe ich mich um, neige den Körper, um die Details zu erfassen.
David wirft mir skeptische Blicke zu, versucht mühsam ein Grinsen zu unterdrücken, während seine Augen aufmerksam meinen Möbelstück-Expeditionen folgen. Doch in seinem Ausdruck schwingt auch Respekt mit. Ich schaue manchmal zu ihm hinüber, zu seinem Bild. Wie er den Pinsel führt – sicher, fast tänzerisch, als folge er einer Melodie, die nur er hören kann. Seine Linien sind präzise, er scheint ein Gesicht zu malen. Ich beobachte, wie er Farben mischt, zögere einen Moment – und tue es ihm gleich. Ich bleibe ruhig, bei mir. Ich weiß, dass ich kein großer Künstler bin. Aber ich gebe mein Bestes, und das reicht.Als wir fast fertig sind, legt David seinen Pinsel beiseite und sieht mich fragend an: „Sag mal, warum malst du eigentlich diesen Stuhl?“
Ich blicke auf mein Bild, auf die einfachen, liebevollen Züge. „Weißt du“, sage ich, „so unbequem er auch ist – er erinnert mich an den Stuhl, auf dem ich als Kind gesessen habe. In meinem Zimmer im Haus meiner Eltern. Stundenlang habe ich im Atlas geblättert, bin durch bunte, ferne Länder gestolpert. In den Asterix-Comics habe ich mich unter die Römer gemischt, Cleopatra zu Füßen gelegen. In Panini-Alben habe ich die Bilder von Günther Netzer und anderen begnadeten Kickern eingeklebt und die Zahl ihrer Spieleinsätze auswendig gelernt. Diese unbefangene Entdeckungslust hatte ich damals. Und dieses Gefühl habe ich jetzt auch – vielleicht nicht in dieser Reinheit, aber…“
Ich halte inne, spüre, wie die Worte in mir nachklingen. David schweigt, doch aus seinem Blick spricht Verständnis. In diesem Moment kehrt Hilda mit mehreren Bilderrahmen unter dem Arm zurück. „Entschuldigen Sie, könnten wir noch fünf Minuten haben?“, frage ich. „Jaja, natürlich, nehmen Sie sich die Zeit“, antwortet sie. Ich lege meinen Pinsel nieder und drehe mich zu David. „Darf ich dein Bild sehen?“ Er nickt und schiebt es mir hinüber.
Was ich Aufregendes zu sehen bekomme, wird im Mai enthüllt. Und apropos „das Wesentliche erkennen“: Genau diesen besonderen Blick für das Wesentliche hat auch Roland Wilm. Ihm entgeht keine Möglichkeit, seine Kunden finanziell in eine bessere Position zu bringen und sie optimal aufzustellen. Zum Glück nenne ich ihn meinen Steuerberater.
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