Mehr als die klassische Steuerberatung

30.09.2022

Einfach mal besichtigen – mein Plan gegen den Einzug

Ich hänge an meinem Sohn. Deswegen musste ich ihn am vergangenen Samstag bei seiner Wohnungsbesichtigung in Frankfurt – dort wird er bald Mediendesign studieren – unbedingt begleiten. „Vier Augen sehen mehr als zwei“, „Es ist schließlich deine erste Besichtigung“ oder „In Frankfurt musst du wachsam sein“ waren meine offiziellen Begründungen. Doch in Wahrheit war ich einfach zwiegespalten, was seinen Auszug angeht – und wollte gegebenenfalls vor Ort die Dinge auf meine eigene Art und Weise regeln.


Wir kommen in der Mainzer Landstraße an, einer langgezogenen, viel befahrenen Straße, an der sich Imbissbuden, Handyläden und schmucklose Büros abwechseln. Eine Menschentraube hat sich vor einem hohen Betonklotz versammelt. Der Putz bröckelt mächtig. Graffitis mit unanständigen Begriffen „zieren“ die Fassade. Die Klingelschilder sind vergilbt. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich meinen Sohn vor einem naiven Schnellschuss bewahren muss. Was hier in der Großstadt für 650 Euro warm angeboten wird, ist allein schon von außen eine Unverschämtheit. Zudem hatte mir Luca von 37 Quadratmetern erzählt. So groß sind bei uns auf dem Land bereits die Balkons von Wohnungen dieser Preisklasse.


Wir werden von einem Makler, der einen schlecht sitzenden Anzug trägt und die Autorität eines C-Promi- Bodyguards ausstrahlt, in den fünften Stock gescheucht. Arbeitet er am Wochenende nebenan? Am Eingang des Stripclubs „Guckloch“? Einen Aufzug gibt es nicht. Also marschiert die Kompanie über die Treppe nach oben. Was er dort sieht, lässt Luca hoffen: „Ist doch gar nicht so übel, Papa. Scheinbar frisch renoviert.“ „Ich bin mir nicht sicher...“, erspäht mein geschultes Auge direkt Unpässlichkeiten.


Damit Luca hier auch gewiss nicht einziehen darf, versuche ich mich gegenüber dem Makler als verpeilten Vater zu positionieren. „Was ist das für eine Tür?“, frage ich ihn. „Da geht es in die Küche, zeige ich Ihnen gleich“, erwidert er. „Ok, und die daneben?“ Der Makler schweigt kurz. „Da sind wir gerade reingekommen.“ Ich vernehme ein irritiertes Brummen bei dem hessischen James Bond. Leidenschaftlich provoziere ich ihn weiter – und klopfe demonstrativ an die Wände, um meine Ahnung, dass in diesem Haus jeder jeden hören könne, bestätigt zu wissen.


Der Mucki-Makler registriert mein prüfendes Pochen. Mein Ohr drücke ich immer dichter an das karge Weiß. „Mein Herr, die Wände sind gut gegen Schall gedämmt“, spricht er mit erbostem Ton und drohendem Blick. Daraufhin ertönt aus der Nachbarwohnung ein sarkastisches Lachen: „Vielleicht bist du gut gedämmt, die Wände sind es jedenfalls nicht.“ Luca hält sich amüsiert-schockiert die Hand vor den Mund.


Auch die restliche (Tor-)Tour steigert bei ihm glücklicherweise nicht den Appetit, hier einzuziehen. Ein olivgrünes Bad mit Narzissenmuster? Never. Ein Wildbienennest im Wohnzimmer, das in den nächsten Tagen – „das versprechen wir Ihnen hoch und heilig“ – entfernt werde? Ernsthaft? Ein Keller mit weinenden Wasserrohren? Sehr muckelig. Und die fauchende Gummiratte, die ich im äußersten Notfall in der Spüle versteckt hätte, kann auch in meiner Hosentasche bleiben.


In den folgen Tagen habe ich Luca beim gemeinsamen Frühstück stets gewissenhaft die Brötchen geschmiert, damit er merkt, was er an mir und uns als Familie hat. Auch meine alten Steuerordner habe ich aus seinem Kleiderschrank geräumt. Wie lange muss ich die antiken Unterlagen eigentlich vorhalten? Etwa für Betriebsprüfungen? Ich glaube, dafür rufe ich morgen mal Roland Wilm an. Diese Dokumente sind ja fast so alt wie Luca selbst...


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