Mehr als die klassische Steuerberatung

02.09.2021

Fünf Sekunden – Gold-Betrug bei der Eis-Olympiade

Mich fesselt, was auf der Tafel vor der Gelateria steht: „Wer es schafft, alle 16 Sorten innerhalb einer halben Stunde zu verzehren, bekommt das Eis geschenkt. Buon appetito.“ Meine Frau registriert meinen neugierigen Blick: „Denk gar nicht dran“, schlägt sie mir in die Rippen. Als gebe ich ihrer Mahnung statt, richte ich den Blick wieder nach vorne. Doch in Wahrheit setzt sich in meinem Kopf ein komplexer Abwägungsprozess in Gang, ich berechne in Einstein’scher Präzision den Neigungswinkel der Bällchen, die Übermengentoleranz meines Magens und das Einsparpotenzial des möglichen Coups. Und ja, es konnte nur eine Antwort geben. 

 

Ich zwinkere dem Verkäufer zu, deute auf die Tafel. Meine Frau murrt. „Sind Sie sicher, mein Freund?“ Ich nicke. Der Verkäufer räuspert sich respektvoll, kramt einen Schlüsselbund aus der Hose, betritt einen Nebenraum und kehrt zurück mit einem knusprigen Schultütchen. Als sei er der Graf von Monte Magnum höchstpersönlich, sticht er mit festlichen Schwüngen in die silbernen Behälter. Bounty, Erdbeere, Birne, hmmm, Haselnuss, Pistazie, Amarena, delikat, Kardamom, Bier-Sorbet, schwarzer Sesam, wenn´s sein muss. Die Blicke aus der Schlange reichen von „Interessante Mischung“ über „Sind die bald fertig?“ bis zu „Verfluchter Geizkragen“. Der Verkäufer schaut auf sein Handy: „15:00 Uhr. Los geht´s!“ 

 

Ab Sekunde Eins leistet meine Zunge Akkordarbeit. Versiert wie ein Chamäleon schleudere ich sie in alle Richtungen, hebe Gräben aus, schlecke glatt, fange niederrinnende Tropfen ab. Mit ihrem Mickey-Mouse-Becher wirkt Angela neben mir wie eine asketische Ordensfrau. Nach dem achten Bällchen beginne ich ziellos durch das Eiscafé zu laufen. Ein Kind zeigt auf mich: „Mama, Schlabberababa!“ „Der Mann hat bestimmt viel Hunger, wir nehmen aber normale Portionen.“ Sie rümpft die Nase. 

 

Nach dem zwölften Bällchen komme ich mir vor wie ein Marathonläufer auf den letzten Kilometern – in meinen Gemächern drückt, blubbert und zischt es. Bei Olympia werden den Läufern in diesem Stadium Bananen und Elektrolytgetränke gereicht, in meinem Fall sind es Servietten mit Deutsch-Italienisch-Übersetzungen. Leider komme ich mit dem Abwischen nicht hinterher, meine Frau legt Hand an, tupft ab, was vom Weg abkommt. Die bunte Pfütze zu meinen Füßen gewinnt dennoch an Format. Ja, spüre ich jetzt, das ist mein persönlicher Jakobsweg – auf cremigem Terrain. 

 

Ich blicke auf die Wanduhr und erkenne, dass nur noch wenige Sekunden bleiben. Ich stopfe das restliche Krokant in die Futterluke und blicke den Verkäufer mit verbeulten Backen an. Er lacht – und streckt den Daumen nach oben. In dem Moment springt ein Gast von einem der Tische auf: „Veto! Ich trage eine Chronometer-Uhr – die Zeit wurde um fünf Sekunden überschritten.“ Es ist mein Nachbar, er tippt hektisch auf seine Uhr. 

 

„Allora, ich will nicht so sein“, beschwichtigt der Verkäufer. „Dann machen wir die Hälfte. 10 Euro bitte.“ Ich zögere, gebe ihm dann 15 Euro. „Stimmt so. Bitte noch zwei Kugeln Vanille, für meinen Enkel.“ „Seit wann gibt es bei Ihnen Enkel?“, fragt mein Nachbar aus dem Hintergrund nahend. Ich nehme das Eis, drehe mich um, kippe es um 180 Grad und zerdrücke es auf seiner Glatze. „Bei dem Wetter tut Erfrischung not, schönen Sonntag noch.“ 

 

Auf dem Heimweg begegne ich Roland Wilm. „Sie sehen abgekämpft aus – warum laufen Sie so gebückt? Kann ich Ihnen helfen?“, fragt er. „Ach, eine lange Geschichte, helfen können Sie mir aber definitiv; sagen Sie, lässt sich die Reinigung von Arbeitsklamotten, die bei privaten Ausflügen schmutzig geworden sind, eigentlich von der Steuer absetzen?“ „Ja, das ist unter gewissen Voraussetzungen möglich, aber nun raus mit der Sprache.“ „Okay, ich erzähle Ihnen, was passiert ist …“ 


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