Mehr als die klassische Steuerberatung

02.12.2022

Künstler wider Willen – mein Vater in der Renaissance-Vorlesung

Die Neugier meines Vaters war mal wieder zu groß. Deswegen sitzt er jetzt neben mir – in der Vorlesung zum Thema „Künstler der Renaissance“. Er wollte hip wirken und hat sich einen Pullover mit einem Banksy-Motiv übergestreift: „Devolved Parliament“ – das britische Unterhaus besetzt mit Schimpansen. Dazu eine mintgrüne Skinny-Jeans. Kombiniert mit seiner Peter-Lustig-Brille wirkt das leicht cringe. Zum Glück findet diese Veranstaltung nicht in einem Seminarraum, wo jeder jeden mustert, statt – sondern im Audimax. Zwischen fünfhundert anderen Menschen sind wir so bedeutsam wie zwei Sandkörner an der Copacabana. Auch der Professor bemerkt nicht, dass da jemand zuhört, der doppelt so viele Stirnfalten beheimatet wie er. Nur kommen sie bei Paps nicht vom Grübeln.


Während vorne dieser und jene Pinselakrobat wachgerufen wird, fragt mich mein Verwandter ersten Grades, was ich von Füllkrug halte. Für einen Moment denke ich, er wolle sich über kreativ gestaltete Alltagsprodukte im späten Ägypten unterhalten. Über Krüge eben, aus Ton, verziert mit Pharaonen, bestückt mit Krone und Krummstab. Doch er meint den neuen Mittelstürmer der deutschen Nationalmannschaft. „Papa, erstens weißt du, dass ich die Weltmeisterschaft nicht verfolge und zweitens ist das der falsche Ort für Trivialkultur“, antworte ich. Beleidigt dreht er sich weg, verschränkt erbost die Arme und klappt die Unterlippe nach oben. Nach wenigen Sekunden nimmt er erneut einen Anlauf: „Findest du nicht auch, dass Hummels in der Abwehr...“


Professor Prachtmann reckt den Kopf – und erfasst das Schwätzen. Er deutet mit dem Zeigefinger auf meinen Vater. „Sie... Sie da oben, sind Sie mit meiner Interpretation der ‚Geburt der Venus‘ einverstanden? Mit Ihrem Nachbarn scheinen Sie angeregt über das Werk zu diskutieren.“ Mein Vater läuft prompt rot an – sein Kopf glüht wie eine Killertomate. Ein bizarrer Kontrast zu seiner mintgrünen Jeans. Das Bild ist nach wie vor auf die Wand projiziert, die Venus, römische Göttin der Liebe und Schönheit, gleitet auf einer Muschel über das Meer, erschaffen von Sandro Botticelli, 1486.


„Nun, Herr Professor“, stammelt er ins Kichern des Publikums hinein, „ich... ich erkenne hier einen konvergierenden Dreiklang von Mensch, Natur und Gott.“ Ich sinke schamerfüllt den Stuhl hinab, mein Kopf parkt auf Höhe des Mäppchens. Soll ich ihn mit einem Stabilo zwischen den Rippen zum Schweigen bringen? Er fährt unverhohlen fort: „Die Fragilität des zarten Venusleibs verschränkt sich mit dem zittrigen, das Meer aufscheuchenden Westwind. Vom Strand erschallt der rare Ruf Gottes, der als Femininum apparierend die rettende Hand ausstreckt. Eine für die damalige Zeit den Relativismus des Religiösen und die Evidenz einer obligatorischen Emanzipation vorwegnehmende Konstellation.“


Das Auditorium schweigt. Dann erkenne ich, wie sich ein feiner Glanz auf die Augen des Gelehrten legt. „Das war wirklich ganz, ganz großartig“, meint der Professor tief bewegt. „Kommen Sie bitte nach der Vorlesung zu mir. Ich brauche noch einen Tutor für meine Michelangelo-Klasse.“ Mein Vater nickt knapp, aber entschieden, und auch ein bisschen stolz. Dann setzt Prachtmann sein Programm fort. „Wer von uns studiert hier eigentlich?“, flüstert mir Papa zwinkernd zu. „Im Steuerwesen hätte ich dir so einen Auftritt zugetraut, aber hier nicht“, erkenne ich seine Brillanz in jeder Beziehung an. „Für die Steuern habe ich schon Roland Wilm, er ist der Botticelli der Paragrafen“, erwidert er. „Und jetzt sag: Hummels fehlt in der Abwehr, oder?“


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