04.08.2025
Namen aus dem Nichts – Der zweite Besuch von David in meinem Arbeitszimmer
Samstagmorgen. Praller Sonnenschein ergießt sich durch das Fenster meines Arbeitszimmers und tupft helle Flecken auf den Boden. Die Luft duftet nach frisch gemähtem Gras. Vermutlich das Odeur des Nachbarrasens. Ich selbst war heute nicht in der Verfassung, mich der röhrenden Brutalität dieses Motors auszusetzen. Stattdessen habe ich innerlich zu einem Besen gegriffen, um in meinem Kopf etwas Ordnung zu schaffen – und sitze nun, still in mich gekehrt, vor dem Handy und dem Computer.
Immer wieder wandert mein Blick vom kleinen Bildschirm zum großen und wieder zurück, begleitet von gelegentlichem Tippen. Plötzlich höre ich Schritte auf der Treppe, ein leichtes Klopfen. „Robert?“ Es ist David. Er steckt den Kopf zur Tür herein. „Hast du noch Briefmarken?“ Ich drehe mich um. „Wofür brauchst du sie denn?“ Er tritt näher, einen dicken Umschlag in der Hand. „Ich habe eine Mappe zusammengestellt. Früher gemalte Sachen und ein paar neue Bilder. Hilda hat mir Kontakte von Kunstschulen geschickt. Sie schreibt sogar eine Empfehlung für mich.“
Er sieht mich an, ein wenig scheu, ein wenig stolz. Ich nicke anerkennend. „Das ist großartig, David. Wirklich.“ Mit einem Grinsen füge ich hinzu: „Ich hoffe, da sind nicht aus Versehen ein paar Werke von mir dazwischengeraten. Sonst nehmen sie dich höchstens in der Vorschule.“ Er lacht. „Nur zwei. Maximal.“ Ich zeige auf die kleine Schublade im Schreibtisch. „Da findest du die Marken.“ Er bedankt sich, kommt näher. Während er kramt, wandert sein Blick auf meinen Handybildschirm. „Was machst du da eigentlich? Was sind das für Namen?“
„Es sind die Namen aus dem Gästebuch im Zillo-Museum. Ich habe sie abfotografiert. Als ich das Buch in der Hand hielt, spürte ich ein seltsames, sanftes Ziehen in meinem Magen. Also habe ich, naja … die Seiten heimlich fotografiert, als du mit Hilda allein warst.“ Er stutzt einen Moment, seine Augen verengen sich leicht, ein flüchtiger Ausdruck von Überraschung. Dann nickt er langsam. „Und jetzt bist du neugierig, wer all die anderen sind. Unsere ‚Familie‘, wenn man so will. Ich verstehe das gut. In den letzten Tagen habe ich mich auch noch mal intensiver mit meinem Stammbaum beschäftigt, mir Namen, Gesichter und Biografien angeschaut. Zillo hat ja zunächst alles überstrahlt – dieser Gauner.“
Ich zögere kurz, dann füge ich hinzu: „Mehr noch – ich überlege, ob man ein jährliches Treffen organisieren könnte. Alle Nachfahren, die im Museum waren. Es wäre sicher inspirierend. Eine Gemeinschaft.“ David schweigt. Ich sehe, dass ihn der Gedanke berührt. Dann fällt sein Blick auf den Stuhl, auf dem ich sitze. „Moment mal, der … der sieht doch aus wie der im Museum, auf dem du gesessen hast.“
Ich streiche mit der Hand über die schlichte Lehne und lächle. „Er stammt aus meinen Kindertagen und sieht ihm verblüffend ähnlich. Ich habe ihn bei meinen Eltern vom Dachboden geholt. Ich sagte ihnen, ich nehme alles Brennholz, das ich kriegen kann. Die Sachen stehen ja sonst nur rum.“ Ich schweige einen Moment. „Aber von Zeisenvaart habe ich ihnen nicht erzählt. Noch nicht. Vielleicht aus Angst, es würde ihr Bild von mir verändern. Oder sie würden sich unbehaglich fühlen. Weißt du … sie sind schon alt.“
David nickt langsam. Er sieht wieder auf das Display. „Und – was hast du jetzt konkret vor?“ Ich lehne mich zurück. „Erst mal will ich einige Namen recherchieren. Geschichten entdecken. Vielleicht einfach Briefe schreiben.“ Dann sehe ich ihn an. „Vielleicht könntest du irgendwann die Einladungskarten gestalten, Motive malen. Du kannst sowas doch hervorragend.“ „Oh … echt? Klar, gern.“ Seine Augen leuchten.
„Und – wie läuft es mit deiner Therapie?“, fragt er behutsam. Ich atme tief durch. „Ich habe noch nicht entschieden. Vielleicht löst sich gerade schon etwas. Vielleicht brauche ich noch ein bisschen Zeit, um alles richtig einzuschätzen. So etwas beginnt man nicht leichtfertig.“ Er legt seine Hand auf meine Schulter. „Übrigens: Ich möchte jetzt runtergehen, den anderen die Geschichte erzählen. Und ich würde dich gerne dabeihaben“, sagt er. „Die wundern sich sowieso schon, warum wir plötzlich so häufig miteinander abhängen.“
Ich bleibe noch einen Moment sitzen, blicke auf den Bildschirm, sehe nur Licht. Draußen streicht der Wind unaufdringlich durch die Baumkronen. Schließlich stehe ich auf. David klopft mir kurz auf den Rücken; eine Bewegung, die einiges trägt. Gemeinsam gehen wir zur Tür hinaus, die knarzenden Stufen hinunter. Ich versuche, leise zu treten; wenn das Herz schneller schlägt, versucht der Mensch instinktiv, alles Akustische zu dämpfen, als könne beruhigter Klang auch das Innere beruhigen.
Unten drückt David die Klinke. Die Tür geht auf. Dahinter: Karaffen, Gläser, Gesichter, noch unbeschrieben wie ein begonnener Tag. Für einen Moment bleibe ich stehen. David dreht sich zu mir um, seine Augen blitzen – halb frech, halb feierlich. Er tritt durch die Tür. Ich atme ein, dann trete ich ihm nach, und verlasse mit dem nächsten Schritt seinen Schatten.
Manchmal muss man sich einfach überwinden, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Ganz und gar nicht überwinden muss ich mich glücklicherweise bei Gesprächen mit meinem Steuerberater Roland Wilm. Bei ihm hat man sogar ausdrücklich die Erlaubnis, auch vermeintlich „schlichte“ Fragen zu stellen. Und glauben Sie mir – davon habe ich schon reichlich Gebrauch gemacht. Gebrauch gemacht habe ich in dieser Story von meinem Mut. Doch in der nächsten könnte es schon wieder ein wenig chaotisch werden. Seien Sie gespannt.
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