Mehr als die klassische Steuerberatung

31.05.2022

Sorgen im Supermarkt – Das Alphabet der Unvernunft

Ich schlendere mit meiner Frau durch den Supermarkt. Aus dieser und jenen Ecke springen mir die Anfangsbuchstaben des Alphabets entgegen. Ein dunkelgrünes A, ein hellgrünes B, ein gelbes C, ein hellrotes D und ein dunkelrotes E. Ich frage meine Frau, was es damit auf sich hat. „Das ist der Nutri- Score“, klärt sie mich auf. „Eine Orientierung im Dschungel der Ernährung, er gibt dir Auskunft zur Nährwertqualität eines Produkts. Schlecht wirken sich etwa Zucker, Salz und ungesättigte Fettsäuren aus, günstig Proteine und Ballaststoffe.“ Ich habe Angela – bei allem Respekt – bislang nie als Lexikon auf zwei Beinen wahrgenommen, aber scheinbar hat sie sich mit diesem Thema genüsslich genau auseinandergesetzt.


Wir wandern an der Salami vorbei: E, dann an der Nougatschokolade: E, passieren schließlich die Cola, natürlich: E. Mit jedem „Emil“ zucke ich innerlich ein wenig zusammen. Ich hoffe insgeheim, dass hier das Schweizer Schulnotenprinzip maßgebend ist. Dort gilt die Sechs als höchste Auszeichnung und die Eins als Ausweis maximaler Geisteshemmung. Doch ich begreife schnell: So ist es nicht. Ich ertappe mich, seit Jahren den größten Unsinn in mich hineinzustopfen. Das E soll den Konsumenten als Drohung ins Auge treten; es steht für „Esel des Essens“, für „einzigartig ungesund“, für „Endstation Urne“. Je mehr davon ich entdecke, desto stärker steigt in mir das Gefühl auf, eine wandelnde Kloake zu sein, nicht würdig, auch nur eine weitere Mahlzeit zu mir zu nehmen. Meine Schritte werden immer klammer.


Meine Frau erkennt mein Unbehagen; auch wenn ich vor ihr verstecken will, dass die Regale meine Feinde geworden sind. Sie beruhigt mich: „Ich habe in einer Dokumentation gesehen, dass dieser Score die Realität nicht immer objektiv abbildet. Manchmal tricksen die Lebensmittelhersteller.“ Danke, Angela. Was ist das auch für eine Welt, in der alles nur noch in Ranglisten ausgedrückt wird. Gut, ich habe meinen Schwiegersohn im Rahmen eines Ablasshandels für den stümperhaft gemähten Rasen auch eine positive Google-Kritik über mein Versicherungsbüro verfassen lassen; aufgrund der ungeschliffenen Wortwahl besonders authentisch, niemals unter Verdacht stehend, auf Befehl produziert worden zu sein.


Aber trotzdem – wohin würde das führen, wenn um uns herum nur noch Messwerte gelten würden? Wenn die Gäste auf einer Party etwa ein Schild mit ihrem Flirt-Score um den Hals hängen hätten (Robert Taxing: Augenaufschlag: 85 Punkte, Manieren: 49 Punkte, Tanztalent: 6 Punkte). Wenn eine Familie per App die Kochkünste von Oma, Opa, Mutter, Vater, Tochter und Sohn einstufen würde? „Opa hat die Milch anbrennen lassen – das gibt zwei Minuspunkte.“ Oder wie wäre es mit einem Nutria-Score? Nutrias sind Sumpfbiber, die aus Südamerika stammen und sich mittlerweile in Mitteleuropa angesiedelt haben. An welchem Weiher findet man also die perfekten Nager, mit einem Score von über 90? Die mit dem drolligsten Blick, oder der süßesten Backentaschenbewegung beim Verputzen von Stängeln? Absurd.


Auch bei meinem Steuerberater Roland Wilm benötige ich keinen Score. Hier reicht mir das jahrelange Vertrauen, das sich zwischen uns aufgebaut hat. Probleme werden einfach angesprochen – und gelöst. Und exakt so will ich das. Dann brauche ich auch keine Buchstaben, die mir den Weg weisen. Ehrlichkeit und Offenheit genügen völlig. Zum Glück.


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