Mehr als die klassische Steuerberatung

19.12.2024

Verborgene Verbindungen – Ich und David vor vollendeten Tatsachen

Eine seltsame Mischung aus erwartungsvoller Neugier und Furcht vor Demaskierung durchweht mich. War es überheblich zu hoffen, dass meine Vorfahren etwas Spektakuläres hinterlassen hatten? Etwas, das mich emporheben könnte aus dem Staub und der Monotonie meines Alltags? Vielleicht ein Erfinder, ein Visionär, jemand, der Geschichte schrieb. Jemand, dessen Ideen mich inspirieren würden, oder wenigstens den Funken für ein eigenes Projekt entfachen könnten.

 

Das Fallbeil des Zeigefingers trifft die Maustaste: Das Tribunal über meine Vergangenheit beginnt. Ich halte den Atem an und lasse die ersten Namen auf mich wirken. Um den Jahrhundertwechsel herum formiert sich in einer der väterlichen Linien eine Bierbrauer-Dynastie im Raum Aschaffenburg. Ich nicke wohlwollend: Die Haltung, Hopfen und Malz mit Hingabe zu behandeln, hat es spielend bis in die Gegenwart geschafft, in mein eigenes Wochenend-Wertefundament – ein kleiner stolzer Moment.

 

Etwas weiter unten: Gottfried Taxing – Mitglied des bayerischen Landtags von 1862 bis 1866. Verantwortlich für die Einführung moderner Steuererhebungsmethoden in weiten Teilen Nordfrankens. „Ein echter Innovator“, kommentiere ich trocken und belege David mit einem selbstgewissen Blick. Doch dann die Fußnote: Trat nach einem Skandal zurück, bei dem er eine mit Steuergeldern finanzierte Kutsche, die für offizielle Anlässe bestimmt war, privat nutzte. Ich räuspere mich verlegen. „Klingt leicht schizophren, der Kollege“, sagt David und kichert. Ich lasse ihm diesen Sieg.

 

Ich gehe auch mütterlicherseits weiter zurück in der Geschichte. Interessanterweise führt mich die Spur ins heutige Saarland, dann ein Stück nach Norden, entlang des Rheins, der sich zwischen dem Hunsrück und dem Taunus schlängelt – eine malerische Weinregion. Namen wie Cochem und Boppard tauchen auf, anschließend erreichen wir die flachen Ebenen des Niederrheins, bevor wir in Aachen landen. Und dann – kracht der dritte Ast der achten Abzweigung des Stammbaums wie ein Sattelschlepper in mein Vorderhirn. Ich starre auf den Bildschirm, unfähig, die Bedeutung dieses Eintrags zu begreifen, innerlich sträubend, die Konturen dieser abstrus-sakralen Gestalt noch einmal nachzufahren. „Diese verdammten Algorithmen. Das muss ein Fehler sein“, murmele ich.

 

Mein Puls beschleunigt sich, als ich David anschaue, der mit den Fingern die Lehne des Klappstuhls fest umgreift und die Augen zusammenkneift, als kämpfe er gegen einen Schmerz an, während er gleichzeitig die Mundwinkel schalkhaft nach oben zieht. Ich beuge mich vor und mustere jede Ecke, jede Biegung jedes einzelnen Buchstabens: Zillo Zeisenvaart.

 

Keine Wissenden oder Erhabenen strahlen aus meinem Stammbaum hervor, nein, stattdessen werde ich mit der abgründigen Realität konfrontiert, dass mein Schwiegersohn und ich über einen exzentrischen Lebemann des frühen 19. Jahrhunderts verbunden sein sollen. Wie bereits erwähnt, konnte dieser Vagabund seine Finger nicht bei sich behalten. Daher steht Zillo in meinem Stammbaum eine andere Frau zur Seite als in Davids.

 

Ich zwinge mich, tiefer durchzuatmen. Rational betrachtet ... acht Generationen. Mein Urgroßvater, dann dessen Vater, dann der davor – Generation für Generation, bis Zillo. Mehr als 200 Jahre. Der Gedanke ist wie eine Notbremse gegen die aufwallende Scham in meiner Brust. Die Spuren, die ein Mensch hinterlässt, verwischen mit der Zeit, werden verdünnt, bis sie im Nichts verschwinden. Rein genetisch hat Zillo mit David und mir so viel zu tun wie ein Tropfen Tinte mit einem Fluss.

 

David – wie sollte es anders sein – findet die vollendeten Tatsachen irgendwie abgefahren. „Robert, wir könnten ... oh Mann, wir könnten in Maastricht das Museum besuchen! Verstehst du? Unsere Familiengeschichte live erleben!“ Er springt von seinem Stuhl auf und beginnt, in meinem Arbeitszimmer auf und abzulaufen. „Das müssen wir feiern!“ „Feiern!?“, wiederhole ich. „Das bleibt gefälligst unser Geheimnis. Wir sollten die Stammbäume löschen, bevor sie jemand anderes sieht.“

 

„Hör zu, Robert“, sagt er plötzlich ernst. „Wir können das nicht einfach unter den Teppich kehren. Und wer weiß, vielleicht finden wir in dem Museum etwas über Zillo heraus, das … keine Ahnung, das unsere Sicht auf ihn ändert, und auf … uns.“ Ich will protestieren, doch Davids Enthusiasmus hat etwas seltsam Ansteckendes. Sanfte Neugier regt sich in mir, widerwillig. So widerwillig, dass ich uns erst mal die Therapie namens Schlaf verordne.

 

Ob wir das Museum tatsächlich gemeinsam besuchen, wird die nächste Geschichte zeigen. Ein kleiner Hinweis: David kann mit seinen Ideen äußerst beharrlich sein. Nun wünscht Ihnen das Team der Steuerkanzlei Wilm aber erst mal ein besinnliches Weihnachtsfest und einen hervorragenden Start ins neue Jahr. Verlassen Sie sich darauf, dass wir menschlich und fachlich auch 2025 nah an Ihrer Seite stehen werden. Bis bald!


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