Von Anna bis Zoe – Namensroulette mit Dudenglück

Ich wollte meiner Familie mit der Teilnahme an diesem Namensfindungsseminar eine Freude machen – und jetzt stehe ich im Tempel einer Disneylandsekte. Mich umgeben Devotionalien aus der Welt der Kleinkinder. Über mir schwebt ein gigantisches Entenhausen-Mobile, eine Arielle aus Plüsch flirtet mich vom Fenstersims aus an, und in der „Kreativitäts-Ecke“ lädt Bob der Baumeister zum Spiel mit alphabetischen Klötzchen ein.

Die Seminarleiterin betritt breit grinsend und mit fünf Schnullern jonglierend das Zimmer. Sie trägt ein überdimensioniertes Lätzchen mit der Aufschrift: „Fragen Sie für den schönsten Namen Ihre Dora Dudenglück“. Euphorisch beglückwünscht sie die Anwesenden zum baldigen Nachwuchs und bedroht uns dann mit dem ersten Spiel: Schnullerwerfen.

Die Teilnehmer werfen auf Scheiben mit Buchstaben. Vor jedem Wurf malen sie den Schnuller mit schwarzem Edding an. Jeder darf acht Mal ran; da wir zu viert angerückt sind – ich, meine Frau, meine Tochter und mein Schwiegersohn – wirft jeder zweimal. Die gesammelten Buchstaben dienen als Inspiration für den Babynamen. Nach sechs Würfen haben wir die Buchstaben E, T, F, O, U und C erbeutet. „Tofu“ würde ich meine Enkelin ungerne getauft wissen, bei allem Respekt für die aufstrebende Veganergemeinde. Mein Schwiegersohn muss es richten, mit zwei weiteren Buchstaben. Leider trifft er nicht mal die Scheibe. Es bleibt bei Tofu. Oder schummeln wir – und sagen Tofurella.

Danach sollen wir gedanklich in die Ahnengalerie gehen. „Manche alte Namen sind wahrlich wunderschön“, schwärmt die Leiterin. Mich bewegt die Aufgabenstellung, meine Frau zu fragen, warum ihre Eltern sie Angela genannt haben. „Weil meine Eltern geahnt hatten, dass dieser Name bald für Macht und Führungsstärke stehen würde“, zwinkert sie. Ich kontere mit „Robert“ als Hommage an Robert Redford, einen herausragenden Flüsterer nicht nur von Pferden. Meine Frau rollt mit den Augen.

Anschließend weist uns Frau Dudenglück auf die schulischen Auswirkungen der Namenswahl hin. Ein Kevin bekomme etwa schlechtere Noten als ein Robert. „Tja, Vorteil nicht genutzt, Schatz“, kneift mich meine Frau in die Taille. Jetzt rolle ich mit den Augen. Bei der Namenswahl sollten wir laut der Dozentin grenzüberschreitend denken. „Wer seinem Mädchen etwa den Namen ‚Fanny‘ gibt, erschwert ihm in englischsprachigen Ländern eine ernsthafte Karriere.“

Die Expertin weiht uns abschließend in das Konzept des Haustiernamensfilters ein: „Googeln Sie unbedingt die beliebtesten Hunde-, Katzen- und Vogelnamen. Es wäre doch unangenehm, wenn jemand auf der Familienfeier Ihr Kind mit dem Namen Felix, Luna oder Hansi ruft und mit ihm dreht sich gleichzeitig ein Yorkshire Terrier, eine Britische Kurzhaar oder ein Nymphensittich um.“
Nach dieser einzigartigen und vergleichsweise ergebnislosen Sitzung brauche ich eine Pause für das Hirn und einen Genuss für den Gaumen. „Gemma Glühwein trinken“, frohlocke ich in die Runde. Meine Tochter reißt die Augen auf. „‚Gemma!‘ Das klingt wunderschön. Durch das M und G weich und hart zugleich, außerdem ist der Name schwungvoll, leicht zu merken und international. Danke für diese tolle Idee, Papa!“ Ich bin geschmeichelt. Meine Tochter Mia weiß übrigens bis heute nicht, dass ihr Name entstand, als ich nach einem Bayern-München-Sieg „Mia san mia“ gejubelt habe. Ihre Mutter hat zweimal hingehört – und war begeistert von meiner Eingebung!

Viele brillante Ideen und familiäre Sternstunden wünschen wir – das Team des Steuerbüros Roland Wilm – Ihnen über die Feiertage! Außerdem einen erfolgreichen Jahresabschluss – steuerlich und vor allem privat. Gerne begleiten wir Sie persönlich und mit vollem Engagement durch das kommende Jahr 2024.