Mehr als die klassische Steuerberatung

31.03.2023

Warten auf die beste Zeit – Motivationspush per Zoom

Mein Laptop schwebt im Magnetfeld der Möglichkeiten, es ist zu einem metallischen Guru für Gesundheit, Glück und Gewinn avanciert. „Endlich ein optimistisches Mindset entwickeln“, „Lass das Gute in dir siegen“, „In zwei Wochen vom Nörgler zum Nice Guy“. Ein Potpourri der Coaching-Szene frohlockt auf dieser Internetseite. Überschlagene Beine auf einer Freud-Couch treffen auf geräumige Gewinner-Gebisse und Madeira-gebräunte Motivationszeigefinger. Dabei suche ich doch nur einen halbwegs kompetenten Motivator für meinen bescheidenen Vulkan-Lauf.


Ich entdecke endlich ein zurechnungsfähiges Antlitz: sympathische Halbmond-Äuglein, ein adrettes Ziegenbärtchen, milde schmunzelnd. Darunter der Slogan: „Hypnose mit System. Oliver Bestzeit“. Ist dieser Nachname ein ausgedachter Kniff? Ein strategisch errichtetes Einfallstor für leicht Beeinflussbare? Möchte dieser Herr seinen Kunden unterschwellig vermitteln, sie erreichten die Ziellinie dank seiner Hilfe garantiert mit der besten Zeit? Warum hat er dann den Vornamen nicht gleich mit geändert – in „Siegmut“?


Ich drossle meine Unterstellungen. Ich heiße schließlich auch „Taxing“ – als wäre ich die Paragrafen-Koryphäe Nummer eins in diesem Land. Zu verdanken habe ich das dem durchgeknallten Autor dieses Kurzgeschichten-Blogs. Wenigstens hat er mich nicht „Guido Günstiger“ oder „Schorsch Schadenfürst“ getauft. Wie dem auch sei. Die Botschaft von Bestzeit begeistert mich: „Entfessle deine mentale Stärke – fühle dich olympisch“. Vor meinem inneren Auge entfaltet sich ein unwiderstehliches Motiv: Mein Schwiegersohn und seine Freunde tragen mich auf einer Sänfte durch meinen Wohnort. In meinem Haar: ein Lorbeerkranz. In meinen Händen: Donuts mit Glasuren in den Farben der olympischen Ringe. Phänomenal! Ich buche die kostenlose Test-Session und klicke im Terminkalender auf Montag, 17:00 Uhr.


Ich logge mich in den virtuellen Gesprächsraum ein. Herr Bestzeit sollte jeden Moment erscheinen. Hinzu schaltet sich jedoch: eine zottelige, albinoweiße Manta-Manta-Friese, zusammengehalten von einem schwarzen Kung-Fu- Stirnband. „Ich bin Steve, Praktikant von Oliver Bestzeit. Er besucht diese Woche eine Ayurveda-Fortbildung. Daher bin ich heute Ihr Mann für das Magische.“ Soso. Geben wir dem Zoom-Jüngling eine Chance, kostet ja ohnehin nichts. „Ich werde Sie auf einen einzigartigen Trip mitnehmen“, transzendiert er mich in den Nebel der Ungewissheit. „Schließen Sie die Augen.“ Ich tue, wie mir gesagt. Sekunden vergehen. Nichts passiert. Weitere Sekunden. Dann: Blätterrascheln. Ich blinzle, sehe, wie dutzende Papierseiten chaotisch durch die Luft fliegen. „Gehört das zum Programm?“, frage ich. „Sorry, ich mache das zum ersten Mal – sie sind der mit dem Vulkan, oder?“


Ich nicke genervt. Steve findet den richtigen Text. Ich schließe wieder die Augen. „Visualisieren Sie sich am Start des Laufs. Sie sind stark und bereit, die Herausforderung anzunehmen. Sie atmen tief ein und aus.“ Ich lasse mich auf seine Worte ein, versinke langsam in eine Trance. „Sie spüren, wie sich Ihr Körper immer tiefer ent... ent... ent...“ Ja? „ent... ent... Hatschuff“, ballert es durch die Boxen. Ich reiße die Augen auf. Dicke, schlierige Tropfen prasseln auf den Bildschirm. Ich erkenne Steve nur noch verschwommen. Wie toll er mitdenkt, er simuliert ein Unwetter! Der Lauf ist zwar im Frühling, aber man weiß ja nie. Ich murmle etwas von technischen Problemen, winke ihm knapp zu und fliehe aus dem Meeting.


Gekränkt ziehe ich die Schreibtisch-Schublade auf und greife nach dem Glückskeks, der mir gestern im „Saigon“ überreicht wurde. Ich öffne ihn: „Auch eine Reise von 1000 Meilen fängt mit dem ersten Schritt an.“ Ja, genau so ist es. Dieser Spruch sagt mehr als tausend Steves. Den ersten Schritt habe ich längst geschafft – und die Kunst ist, jeden weiteren zu gehen, ohne viel darüber nachzudenken. Frisch animiert fasse ich mir an die Stirn, reibe mir kreisend die Falten. So gelingt auch das anstehende Zoom-Gespräch mit Roland Wilm. Er hat es nicht verdient, den angestauten Groll abzukriegen. Er ist schon so lange an meiner Seite – zutiefst menschlich und mit brillantem Know- how.


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