27.05.2019
Wenn der Vater mit dem Sohne – weil er sich alleine schämt
Dieser Auftritt liegt mir schwer im Magen. Hochrot ließ mich anlaufen, was geschah, als ich zu demonstrieren versuchte, was meine Kehle kann. Und trotzdem schaffte ich es in den Recall meines Sohnes. Was war passiert? Am vergangenen Sonntag erspähe ich auf dem Frühlingsfest zwischen Zapfhähnen und Bratwurstdampf eine kleine Bühne. „The Voice of Unterfranken – Mountainbike gewinnen“. Seit Kindesbeinen singe ich im Chor; an Weihnachten und auf Hochzeiten spende ich den Gästen sonore Sekunden. Die auffordernde Botschaft zieht mich magisch an: „Das süße Stahlross schnappe ich mir“, zische ich angriffslustig.
Stramm erklimme ich die Stufen. Der Moderator freut sich über den „forschen Senior, der es noch einmal wissen will“. Gleich wird Sinatras Geist über die Garnituren schweben. So mein Plan. Meine Augen wandern. Neben der Bühne entdecke ich einen prachtvollen Thron. Auf ihm darf der Meistbeklatschte seine Großartigkeit ausstellen. Ich erschrecke. Die Gesichtszüge des vorläufig Gekrönten kenne ich auswendig. Obwohl sie dramatisch entgleist sind. „Luca?!“ Mein Sohn atmet Musik. Er schreibt Songs. Mit seiner Band spielt er im Sommer auf Festivals. Wie ein zarter, weißer Schmetterling flattert aus heiterem Himmel mein Gewissen heran und pocht aufmeine Stirn. „Was bin ich für ein Papa, wenn ich ihm den Siegklaue? Ein Frühstückstisch, an dem niemand mit mir spricht?“ Ich beschließe alles zu tun, dem ersten Platz souverän zu entkommen. Es folgt: „Let me entertain you 2.0.“
Den Einsatz? Oh! Verpasst. Die Strophen? Übernimmt ein bekiffter Papagei. Töne halten? Keine Hand frei. „Dein Vater hat wohl zu tief ins Glas geschaut“, spottet Nachbar Höllerich in die Ohren meines Sohnes. Pünktlich zum Refrain sinke ich in die Knie und wippe mit meinem Hinterteil hektisch von rechts nach links. Das Publikum würdigt die eigenwillige Tanzeinlage mit lautem Gelächter. Luca kann nicht mehr. Er stürmt auf die Bühne. Das Band stoppt. Er entreißt mir das Mikrofon: „Das ist mein Vater. Er ist ein toller Sänger, doch ich vermute, er macht sich absichtlich zum Affen, um mir den Sieg zuschenken.“ Ich schlucke. Und sammle mich. „Er hat Recht. Verzeihen Sie.“ Der Moderator deutet bereits mit seinem Kinn auf den Hinterausgang, als mir eine Idee in den Kopf springt. „Ich würde Ihnen gerne zeigen, was in uns steckt. Lass uns ein Duett aufs Parkett zaubern.“ Luca überlegt einen Moment. Dann grinst er. Der Tontechniker wirft ihm ein Mikro zu; das Band läuft weiter, diesmal bis zum Ende. Unter stattlichem Beifall verlassen wir die Bühne. Später dreht Luca mit seinem neuen Mountainbike vor dem Fenster des Nachbarn ausgedehnte Runden der Genugtuung.
Beim Frühstück am nächstenMorgen schmecken die Brötchen vergleichsweise gut. Erleichtert,ein schlimmeres Fiasko abgewendet zu haben, richten wir gemeinsam den Blick nach vorne. Luca fragt mich, auf was er alles achten muss, wenn er sich als Musikprofi selbständig machen will. Ich schreibe ihm die E-Mail-Adresse meines Steuerberaters Roland Wilm auf. Er kennt sich mit den speziellen Anforderungen von freiberuflichen Kreativen und Künstlern hervorragend aus. Welche Chancen und Risiken sind mit meiner Existenzgründung verbunden? Wie gestalte ich meinen Businessplan? Wie beantrage ich Fördermittel? Für das „Abenteuer Selbstständigkeit“ vermittelt er jungen Menschen die nötige Sicherheit. Und alten (Gesangs-)Hasen wie mir auch.
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