Gast-Blog
Hier erwartet Sie unser neuer Blog.
Unser Gast-Autor Dr. André Gärisch thematisiert in seinem Blog in regelmäßigen Abständen alles Wichtige und Unwichtige des ganz alltäglichen Wahnsinns aus Sicht von Familie Taxing – die Themenpalette ist breit gefächert und hat stets eines Gemeinsam: alles, außer Steuern.
Tauchen Sie ein in die Welt ohne Steuern!
28.10.2019
„Speedy on Fire" – Der warme Gruß des tanzenden Felles
Als Leiter einer kleinen Versicherungsagentur bin ich stets bemüht, Stimmung und Motivation meiner Mitarbeiter anzukurbeln; sie sind schließlich die Zahnräder meines Wohlstandes. Keineswegs genügt es, Glasschälchen mit verblassten Gummibärchen oder knautschigen Erdnussflips bereitzustellen oder zweimal im Jahr einen Firmenausflug in den – zugegeben sehr aufregenden – Freizeitpark Tripstrill zu machen. Die Kunst liegt darin, die Bedürfnisse der Besatzung messerscharf zu erfassen und ihr bei ausgezeichneten Leistungen eben jene Wünsche als Belohnung feierlich vor die Nase zu setzen.
Mehr lesen ...25.09.2019
Verfressene Leguane und betrunkene Sargtischler – „Helden“ einer Hochzeit
Als Teil der Hochzeitsgesellschaft sitze ich in einer schummrigen Grotte. Über einen kleinen Spalt fällt ein Hoffnungsstreifen Sonne ein. Geschmückt ist die abgeschiedene Stätte mit aufgeblähten Lampions und dicken Kerzen mit wulstiger Wachsschicht. Zwischen den Steinbänken betrauern Pfifferlinge mit gesenktem Kopf ihr Dahinsiechen. „So sieht also der siebte Himmel aus“, folgere ich. Der Priester nimmt lange Anlauf, philosophiert über Gott, die Welt und unvergängliche Liebe – ich verstehe nur die Hälfte, meine Augenlider erschlaffen. Doch als er die entscheidenden Worte einleitet, blitzt ein letzter Widerstandsreflex durch meinen Leib. Ich schrecke auf, sacke aber prompt wieder in mich zusammen, denn insgeheim weiß ich: Die Messe ist längst gelesen.
Mehr lesen ...26.08.2019
Der „schwarze Humor“ meiner Tochter zur Hochzeit
Die Schlinge an meinem Hals zieht sich langsam zu. In wenigen Tagen besiegelt sie in perfider Herrlichkeit meine Exekution. David, mein Schwiegersohn, hat sie geknüpft. Ende Dezember hatte er, kurz bevor er die Weihnachtsgans anbrennen ließ, meiner Tochter Mia einen Heiratsantrag gemacht. In den darauffolgenden Monaten lösten sich meine Hoffnungen, ich besitze telepathische Kräfte, die ich zu ihrem Wohle einsetzen könnte, in Torf, Myrrhe und Schweiß auf – den Ingredienzien seines Körpergeruchs. Eine Reise nach Paris, verbunden mit der Glorifizierung schmucker, klavierspielender Herren, erbrachte ebenfalls keine Umkehr ihrer wahnwitzigen Entscheidung, auf dem Mofa – Davids bevorzugtes Fortbewegungsmittel – blindlings in die Hölle zu knattern.
Mehr lesen ...22.07.2019
Sind die Gedanken noch am schwanken, wird der Hund bereits gesund
Die Wurstfingerfäuste des Tankstellenpächters fliegen in sattem Tempo auf die Theke. Seine Augäpfel schieben sich aus der warmen Lidstube an die frische Luft; die freigelegten Äderchen pulsieren Beifall. „Sie sind gefeuert!“, kesselt er meinen zukünftigen Schwiegersohn an. „Dass Sie ständig zu spät kommen, ist schlimm genug. Doch was Sie letzte Woche angerichtet haben, krönt Sie zum Meister aller Dummheitsklassen.“ David hatte auf Wunsch den Corsa einer Achtundachtzigjährigen durch die Waschanlage gefahren. Dass hinten ein Fenster offen stand und im Kofferraum zwischen Grabkerzen und Weinflaschen ein Königspudel hauste, entging ihm. Seit dem feucht-dramatischen Höllentrip leidet der feinfühlige Lockenträger an chronischem Zittern und erbricht sich jedes Mal, wenn er einen Esso-Tiger sieht. Nun stand David wieder ohne Broterwerb da. Sein nächster Plan: mich in seine Gelegenheitsjob-Schnitzeljagd einzubinden.
Mehr lesen ...07.06.2019
Freund, Helfer und Heißmacher – über einen unanständigen Irrtum
Es klingelt. Fünf mit Tirolerhüten, Pilotensonnenbrillen und „Brautcrew“-Shirts ausgestattete Mittzwanzigerinnen stehen vor der Tür. Freundinnen meiner Tochter Mia. Aus einem prall gefüllten Rucksack lugen mehrere Bierflaschenhälse. „Toll! Ihr habt mir was zum Trinken mitgebracht!“, wackele ich kokett mit den Augenbrauen. „Robert!“, stürmt meine Frau Angela heran und nimmt den Besuch selbst unter die Lupe. Sie begrüßt die vertrauten Gesichter: „Guten Morgen, soll ich Mia holen?“ „Ja, Frau Taxing, heute ist ihr Junggesellinenabschied.“ Angela schmunzelt. „Mia, Überraschung für Dich!“, sprudelt sie ins Esszimmer.
Mehr lesen ...27.05.2019
Wenn der Vater mit dem Sohne – weil er sich alleine schämt
Dieser Auftritt liegt mir schwer im Magen. Hochrot ließ mich anlaufen, was geschah, als ich zu demonstrieren versuchte, was meine Kehle kann. Und trotzdem schaffte ich es in den Recall meines Sohnes. Was war passiert? Am vergangenen Sonntag erspähe ich auf dem Frühlingsfest zwischen Zapfhähnen und Bratwurstdampf eine kleine Bühne. „The Voice of Unterfranken – Mountainbike gewinnen“. Seit Kindesbeinen singe ich im Chor; an Weihnachten und auf Hochzeiten spende ich den Gästen sonore Sekunden. Die auffordernde Botschaft zieht mich magisch an: „Das süße Stahlross schnappe ich mir“, zische ich angriffslustig.
Mehr lesen ...24.04.2019
„Tinder für meine Kinder?“ – Inspektor Taxing auf Beschattungstour
Seit sich Luca von seiner Freundin getrennt hat, zuckt, brummt und schrillt sein Smartphone, als leide es an einer Hyperaktivitätsstörung. Die Augen meines Sohnes führen mit dem Bildschirm eine verhängnisvolle Beziehung. Was er betrachtet, bannt ihn. In der einen Sekunde zieht er verurteilend die Brauen nach unten. In der anderen weiten sich seine Pupillen wie die eines Bussards, der sich im nächsten Moment von einem Bergwipfel herabstürzt, um eine saftige Maus zu reißen. Gesagt sei: Jedes Mitglied unserer Familie besitzt ein Recht auf Privatsphäre. Seinen Freiraum unbehelligt genießen zu dürfen, schwebt als heiliges Mantra über unserem Heim. Doch heute konnte ich nicht widerstehen.
Mehr lesen ...14.03.2019
Breakfast at Bartholdys – Perfektion geht durch den Magen
Sie treibt mich in den Wahnsinn, diese Familie. Nicht meine eigene. Die Familie der engsten Freundin meiner Frau. Die geleckten, perfekten Bartholdys. Ich versuche zwar auch, mein Leben nach bestem Wissen und – bisweilen – Gewissen zu meistern, doch ich bewahre mir meine Ecken und Kanten, meine milden Übertreibungen, heize etwa dreimal hintereinander mit Corvette-Geschwindigkeit durch den Ortskreisel oder überrasche meine frisch frisierte Frau mit einer Kissenschlacht. Selbst meinen zukünftigen Schwiegersohn David habe ich mittlerweile ins Herz geschlossen, diesen abgeranzten Totengräber.
Mehr lesen ...06.02.2019
Ist das wirklich Wellness? Von harten Schlägen, Außenministern und Rüsselrutschen
Samstagmorgens in der „Asia Adventure World“, einem Wellnesstempel mit Erlebnisbad: Die Augen eines jungen, sehnigen Thailänders begrüßen mich und meine Frau. In seinen Pupillen spiegelt sich das minutiöse Studium der brutalsten Bruce-Lee-Movies. Mich umschleicht die Ahnung, dieser Bursche beabsichtige, seine Arbeit „besonders gut“ zu verrichten. „Bitte hinlegen“, grinst er frivol. Ich gehorche. Erbarmungslos bohren sich seine spitzen Finger in meinen Rücken; sie ziehen tiefe Mulden in mein Fleisch. „Dieser Mann spaltet in seiner Freizeit Stahlrohre“, flüstere ich meiner Frau zu. „Sei nicht so wehleidig“, erwidert sie in bloßstellendem Volumen. „Nimm dir ein Beispiel an ihm, du bist doppelt so groß und nur halb so stark“, krönt sie ihren ruchlosen Siegeszug. Der Masseur kichert bestätigt und setzt sein Werk mit einem orgiastischen Trommelwirbel in der Nackenregion fort.
Mehr lesen ...22.01.2019
Schöne Bescherung – Weihnachten: Ein Traum? Ein Trauma!
Normalerweise blicke ich ungerne zurück. Ich bin ein Mann mit Drive. „Zukunft, zeig Dich!“, lautet mein Motto. Anschnallen, Gas durchtreten. Doch was sich an Heiligabend zwischen Vanillekipferl und Kerzenpyramide bei uns abspielte, ist zu „bemerkenswert“, um den Mantel des Schweigens über die erlittene Pein zu hüllen. Und irgendwie passt, was geschehen ist, dann doch zu meinem inneren Leitbild. Denn nie wünschte ich mir mehr, dass heute schon morgen ist; und dieses aberwitzige Szenario rasch aus meinem Kopf verschwindet. Gejagt durch einen mit fünf von fünf Sternen bewerteten Häcksler. Unwiederbringlich.
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Dipl.-Kfm. Roland Wilm
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